Allzeithoch? So investiert man bei hohen Kursen (Peter Lynch)

Allzeithoch? So investiert man bei hohen Kursen (Peter Lynch)

Wenn die Kurse durch die Decke gehen und sich der Markt auf einem Allzeithoch befindet, ist es naturgemäß schwierig, gewinnbringend zu investieren. Um herauszufinden, wie es dennoch gelingen kann, ist wohl keiner besser geeignet als Börsenguru Peter Lynch! Heute wollen wir daher einen detaillierten Blick auf seine Meinung zu diesem Thema werfen. 

Wie investiert man am Allzeithoch? (Peter Lynch)

Das Wichtigste in Kürze: Peter Lynch’s 5 Investment-Regeln

  1. Bei heißgelaufenen Märkten fokussiert sich Lynch auf unterbewertete oder fair bewertete Unternehmen. Stürzen diese im Zuge eines Crashs ab, besteht hier größeres Potenzial als bei überbewerteten Firmen. 
  2. Lynch versteht das Geschäftsmodell der Unternehmen, in die er investiert. Diese sollten sich vom Wettbewerb unterscheiden und der Konkurrenz überlegen sein. 
  3. Er wählt Unternehmen mit attraktiven Kennzahlen: eine starke Bilanz und ausreichend Vermögenswerte und Cash-Bestände, um eine Krise gut überstehen zu können
  4. Niemand kann vorhersagen, was kurzfristig am Aktienmarkt passiert. Crashs und Rezessionen sind unvermeidlich. 
  5. Langfristig werden die weltweiten Unternehmensgewinne steigen und somit auch die Aktienkurse nach oben gehen.

Das sagt der Experte

Peter Lynch gilt gemeinhin als der erfolgreichste Fonds-Manager aller Zeiten: in den 13 Jahren an der Spitze des Magellan-Fonds konnte er jährlich fast 30 % Rendite einfahren. Damit war er immer mindestens doppelt so erfolgreich wie der S&P 500.

Aus dem Jahre 1997 – damals standen die Märkte, wie heute, auf einem Allzeithoch – steht uns ein Interview mit dem Börsen-Experten zur Verfügung. Darin geht er speziell auf die Frage ein, wie ein Investment auch bei Höchstständen noch möglich sein kann.

Dabei muss ein Kurshoch nicht automatisch bedeuten, dass wir uns zurückziehen und auf den nächsten Einbruch warten müssen. Peter Lynch erklärt sehr anschaulich, wie wir dennoch gewinnbringend agieren können:

Lieber eine Korrektur als weitere Anstiege

Zum damaligen Zeitpunkt hatte der Dow Jones eine gewaltige Kurs-Rallye hinter sich und stand bei 8.300 Punkten, was einer Verdopplung innerhalb eines Jahres entsprach. Am Tag des Interviews stürzte er dann allerdings auf 7.400 Punkte ab.  Zu seiner Meinung befragt, äußerte Peter Lynch die für viele Anleger überraschende These, dass ihm so ein Einbruch um knapp 1.000 Punkte lieber sei, als ein weiterer Anstieg auf etwa 12.000 oder mehr Zähler.

Er nennt hierfür die japanische Börse als Beispiel: Hier stieg der Markt in kurzer Zeit von 5.000 auf über 15.000 Punkte – ein durchaus berechtigter Wert, welcher der starken wirtschaftlichen Leistung des Landes entsprach. 

Anschließend kletterte der Index jedoch weiter nach oben und erreicht letztlich 40.000 Zähler. Diese Überbewertung führte zu nachhaltigen Schwierigkeiten. Unteranderem führte es zu aufgeblähten Immobilienpreisen und Konsumenten, die viel zu viel Geld ausgaben. Es folgte eine Rezession, die mehr als 6 Jahre anhielt. 

Ein derart überhöhter Markt führt dazu, dass die Erwartungen für zukünftige Renditen kleiner werden. Denn viele Potenziale der Zukunft sind dann in den aktuellen Kursen der Unternehmen schon eingepreist. 

Das KGV als wichtiger Marker

Lynch spricht in diesem Zusammenhang das KGV, das Kurs-Gewinn-Verhältnis, an. Für diesen Wert wird der Preis einer Aktie durch den Gewinn geteilt, den ein Unternehmen pro Wertpapier erwirtschaftet. 

Liegt dieser Wert zwischen 10 und 20, dann haben wir laut Lynch eine faire Bewertung. Zum damaligen Zeitpunkt überschritt der Markt jedoch gerade die 20er Marke, was auf eine Überbewertung schließen ließ. Zum Vergleich: der Deutsche Aktienmarkt steht zum aktuellen Zeitpunkt bei einem KGV von über 26 (Stand Ende 2021). 

Dies könnte auf eine Fehlstellung wie zu Zeiten der Dotcom-Blase schließen. Dennoch muss beachtet werden, dass wir in einer anhaltenden Niedrigzinsphase stecken. Das bedeutet Aktien sind als Renditebringer attraktiv wie selten zuvor. Aus diesem Grund sehe ich die Gefahr einer extremen Blasenbildung wie zu Dotcom-Zeiten nicht. 

Lynch ist der Überzeugung, man müsse von einem KGV von 20 die Inflation abziehen, um eine faire Bewertung des Marktes zu erhalten. In den USA liegt die Inflationsrate aktuell bei 5 %. Somit ergibt sich für die USA ein faires KGV von 15. Der tatsächliche Wert liegt bei 18,9 – es handelt sich also um eine leichte Überbewertung. 

Diese Aktien kommen bei einem Allzeithoch infrage

Vielen Anlegern ist Peter Lynch’s Philosophie bei der Aktien-Auswahl ein Begriff: Er legt großen Wert auf die Analyse der Unternehmen und hat eine Vorliebe für kleinere Firmen, da diese die deutlich größeren Wachstumschancen haben – und der Erfolg gibt ihm recht! 

Dabei lässt sich als Faustregel sagen, dass 20 Aktien untersucht werden müssen, um eine zu finden, bei der sich das Investment lohnt. Diese Analyse sollte methodisch ablaufen und vergleichbare Ergebnisse liefern – zum Beispiel durch einen Blick auf das KGV. 

Aus diesem Pool an interessanten Aktien konzentriert sich Lynch auf solche, die aktuell angemessen oder unterbewertet sind. Folgt dann die Korrektur vom Allzeithoch, schlägt er zu. Bei der folgenden Erholung verzeichnen diese Titel in der Regel die höchsten Gewinne.

Im Gegensatz dazu lohnen sich überbewertete Aktien weniger: Selbst nach der Korrektur rutschen diese Titel maximal auf den Status “angemessen”, haben damit aber weniger Potenzial als Wertpapiere, die schon vor der Korrektur in dieser Kategorie stehen. 

Kaufe, was du verstehst

Ein weiteres Mantra des erfolgreichsten Investors ist der Fokus auf Branchen und Aktien, von denen wir als Anleger die meiste Ahnung haben. Unternehmen, mit deren Geschäftsfeld wir uns auskennen, sind immer eine bessere Wahl als Bereiche, von denen wir überhaupt keinen Schimmer haben. 

Wer zum Beispiel durch seine berufliche Tätigkeit hohe Fachkenntnis in einem Gebiet besitzt, kann oft Unternehmen mit großem Potenzial ausfindig machen. Ist das Produkt hervorragend, die Konkurrenz schwach und der Markt lukrativ? Dann handelt es sich ziemlich sicher um ein gutes Investment. 

Diese Regel ist noch viel wichtiger, wenn die Märkte auf einem Allzeithoch sind. Kommt nämlich die unweigerliche Korrektur, sollte ich wissen, wie es um das Geschäftsmodell der Firmen in meinem Portfolio steht. Andernfalls kann es nämlich zu Panikverkäufen kommen, die den finanziellen Erfolg blitzschnell ruinieren können. 

Falls möglich: Erprobe selbst das Produkt des Unternehmens, in das du investieren willst oder mache dich auf andere Weise mit den Leistungen vertraut, bevor du einsteigst. Betrachte dabei auch die Konkurrenten und stelle sicher, dass hier erhebliche Wachstumschancen vorliegen. 

Aktien zu kaufen, von denen man nichts versteht, ist der häufigste Fehler von Kleinanlegern. Halte dich daher von komplexen Branchen fern, sofern du nicht über das entsprechende Fachwissen verfügst. 

Weniger ist mehr

Die Auswahl der richtigen Aktien ist schwierig und sollte innerhalb von Bereichen erfolgen, in denen du dich auskennst. Diesen Vorteil der Fachkenntnis wirst du jedoch naturgemäß bei einer handvoll Titeln zum Einsatz bringen können. 

Unter anderem deshalb ist es wichtig, das eigene Depot nicht mit hunderten von Aktien zu füllen. Peter Lynch spricht von “ein paar guten Aktien im Jahrzehnt” und meint damit das Fokussieren auf weniger, aber umso besser ausgewählte Wertpapiere. 

Wer auf möglichst viele Unternehmen setzen möchte, ist im Zweifel mit einem ETF besser beraten – und hat deutlich weniger Arbeit. Für alle anderen Fälle sind eine handvoll gut analysierter Unternehmen, deren Geschäftsmodell man versteht und die verlässliche Arbeit leisten, immer die bessere Wahl. 

Blick auf das Risiko: Am Allzeithoch besonders wichtig

Gerade, wenn die Märkte auf einem Höchststand sind, predigt Lynch das genaue Beobachten des Risikos einer Aktie. Denn gerade bei solchen Kursrekorden finden sich, bei genauer Betrachtung, viele Unternehmen mit starken Missständen.

Um solche Nieten auszusortieren, hilft nur ein Blick auf die Zahlen einer Firma: Eine geringe Verschuldung, ausreichend Cash und damit verbunden die Möglichkeit, eine Krise mit diesem Kapital-Puffer durchzustehen, sind Qualitätsmerkmale, auf die man beim Investieren im Allzeithoch achten sollte. 

Aktien, die all diese Aspekte verbinden – Krisenfestigkeit, hochwertige Produkte und gute Wachstumschancen, angemessene Bewertung und eine Branche, von der wir als Anleger Ahnung haben – sind nur schwer zu finden. Lynch nennt solche Wertpapiere “lebensverändernd” oder “tenbagger”, da sie das Potenzial haben, sich zu verzehnfachen. 

Da dies leichter gesagt ist, als getan, empfiehlt Lynch parallel in einen Investment-Fonds anzulegen. Auf die heutige Zeit adaptiert, würde man einen ETF als Kern des eigenen Portfolios wählen und gleichzeitig in einige Aktien mit sehr hohem Potenzial investieren – eine sogenannte “Core – Satellite” Strategie.

Wo geht die Reise hin?

Das Interview endet mit einer bemerkenswerten Aussage: Auf die zukünftige Entwicklung des Dow Jones angesprochen, antwortet Lynch, dass er nicht vorhersagen kann, in welche Richtung die nächsten 1.000 Punkte gehen werden – niemand könne das!

Was er allerdings garantieren könne (und die Geschichte gibt ihm recht), ist, dass die nächsten 6.000 Punkte nach oben gehen werden. Gleiches gelte auch für 14.000, 20.000 Punkte und so weiter. Hiermit drückt er eindrucksvoll die unumstößliche Weisheit aus, dass es – trotz kleiner und großer, vorübergehender Crashs – auf lange Sicht an den Börsen bergauf geht.  

Denn Rezessionen gehören zu unserem Wirtschaftssystem unweigerlich dazu. Sie ereilen uns alle paar Jahre und können einigen Anlagevehikeln massiv schaden. Wer allerdings langfristig in die Aktien gut geführter Unternehmen investiert, kann diesen Einbrüchen gelassen entgegensehen: auf den Tiefpunkt folgt früher oder später ein neues Allzeithoch. 

Fazit: Augen und Ohren auf während des Allzeithoch

Peter Lynch ist der Meinung, man müsse immer die Augen und Ohren offen halten, um ein gutes Investment nicht zu verpassen. Da kann man dem Börsen-Guru nur zustimmen, denn die vielversprechendsten Aktien finden sich im eigenen Umfeld, in dem wir uns auskennen und unser Fachwissen nutzen können. 

Diese Weisheit ist umso relevanter, wenn wir während eines Allzeithochs investieren wollen. Kommt die unweigerliche Korrektur, müssen wir bereits sein auf die Titel zu setzen, die nun unterbewertet sind. Dazu ist es unumgänglich, bereits vorher “die Hausaufgaben” in Form von ausgiebiger Recherche gemacht zu haben. 

Gelingt es dir, die von Lynch beschriebenen Aktien zu finden, reicht schon eine kleine Anzahl aus, um einen nachhaltigen, ja sogar lebensverändernden Effekt zu erzielen. Um auf diese Titel zu stoßen ist allerdings einiges an Vergleichen und Analysen gefragt. 

Folgst du diesen Hinweisen des erfolgreichsten Fonds-Managers aller Zeiten, hast du gute Chancen, auch bei Höchstständen des Marktes sinnvoll investieren zu können.

 

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