André Kostolany hat in Deutschland zwei Börsengenerationen geprägt und gilt als waschechter Spekulant. Er wurde 93 Jahre alt und hatte fast 80 Jahre Börsenerfahrung. In diesem Artikel stelle ich dir seine 5 Börsenregeln vor. Außerdem findest du hier die Geschichte, wie Kostolany es schaffte, mit einer Spekulation sein Geld zu verhundertfachen.
Regel 1: Information Ruination
Kostolany sagt ganz klar, dass man nicht allzu viel auf Tipps geben sollte, wenn man spekuliert. Also: nicht jeder Aktie hinterherjagen. Denn jeden Tag wird von den Medien eine neue Sau durchs Dorf getrieben.
Das Problem bei solchen Aktien Tipps ist, dass häufig erst darüber berichtet wird, wenn es schon massive Kurssprünge gab. Kleinanleger steigen dann erst ein, wenn die Aktien schon teuer bewertet sind. Dann kommt es zu Einbrüchen und der Kleinanleger streicht Verluste ein.
Jeder Hype sollte also mit Vorsicht gesehen werden. Menschen sind nämlich notorische Zuspätkommer. Sie steigen ein, wenn die großen Renditen schon lange der Vergangenheit angehören.
Regel 2: Aktien kaufen und Schlaftabletten nehmen
Natürlich ist das im übertragenen Sinne gemeint. Geduld ist nämlich eine Tugend und gerade auf dem Aktienmarkt profitiert man laut Kostolany von ihr. Wer auf seinen Tipp im Jahr 1994 gehört hat und erstklassige deutsche Aktien kaufte, der freute sich rund drei Jahre später über ein ordentliches Vermögen.
Wenn wir auf den DAX schauen, den Deutschen Aktienindex, dann lag der Kurs im Mai 1994 bei etwas über 2000 Punkten. Drei Jahre später, im Mai 1997, waren wir bei 3600 Punkten. Also fast eine Verdopplung in drei Jahren. Natürlich war dieser Tipp auf die damalige Situation bezogen. Kostolany hat gleichzeitig auch zum Verkauf von Aktien geraten. Besonders dann, wenn beispielsweise die Technologie eines Unternehmens überholt und durch eine neue ersetzt wurde.
Trotzdem lässt sich diese Regel auch heutzutage im ETF-Handel anwenden. Wer auf weltweit gestreute Aktien setzt, der braucht sich um kurzfristige Veränderungen und Innovationen nicht kümmern. Denn er hat diese automatisch früher oder später über den ETF im Depot. Allgemein wird das Risiko der Einzelaktie durch die zunehmende Innovations-Geschwindigkeit immer größer, weshalb die große Stabilität nur die Welt AG liefert.
Regel 3: Eine überschaubare Inflation ist gesund
Wir alle wissen: Die Welt ist massiv verschuldet. Und auf die Frage, was denn mit den Schulden geschieht, hatte Kostolany eine Antwort: Mit den Schulden passiert nichts. Eine kleine überschaubare Inflation entwertet diese Schulden. Sie ist also notwendig, um uns von den Schulden zu befreien.
Eine kleine Inflation ist also im richtigen Maße produktiv und nützlich. Sie wird erst dann zum Nachteil, wenn sie einen zu hohen Wert erreicht. Solange sie aber zwischen 2 und 3 Prozent liegt, tut sie uns gut. Aber es heißt mit anderen Worten die Schulden werden von denen bezahlt, die sie nicht gemacht haben.
Regel 4: An der Börse braucht man Fantasie und Geduld
Ja, Fantasie ist wichtiger als Wissen, wie Albert Einstein schon sagte. Und nur durch die Geduld ist es möglich, auch kurzfristige Korrekturen nach unten und Crashs auszusitzen. Natürlich nur, solange man weiterhin an die eigene Idee glaubt. 1946 investierte Kostolany in Paris in die berühmten Young-Anleihen. Anleihen aus dem Deutschen Reich aus den 20ern. Der Nominalwert lag bei 1000 Franc und Kostolany erwarb sie für 250.
Wie kam er aber in diesem Jahr auf die Idee, dass der Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches, die Anleihen je wieder valutieren würde. Und das machte Kostolanys Strategie aus: Er hatte Vertrauen in die deutsche Disziplin, die deutschen Tugenden und den deutschen Fleiß. Außerdem war er ein bekennender Anhänger Konrad Adenauers. Adenauer war für Kostolany nicht nur irgendein Politiker, sondern ein echter Staatsmann. Und Kostolany war sich sicher, der würde es schaffen, all das zu finanzieren. Und so ist es dann auch gekommen. Am Ende bekam Kostolany für jede Anleihe, die er besaß, 35.000 Franc. Diese hatte er, wir erinnern uns, für rund 250 erworben. Zu seinen Lebzeiten betonte Kostolany immer wieder, dass er stolz auf seine Fantasie und seine Geduld war. Denn diese beiden Komponenten waren es, die ihm seine größten Erfolge an der Börse einbrachten.
Regel 5: Die Panik der Menschen ist ein gutes Geschäft
Wer sich mit der Börse beschäftigt, der stößt auch immer wieder auf sogenannte Crash-Propheten. Menschen, die angeblich Parallelen zu älteren Börsencrashs erkennen und einen Sturz an der Börse prophezeien. Kostolany hat sich von diesen Prophezeiungen nicht verleiten lassen. Denn: Die Panik der Menschen ist für viele ein profitables Geschäft. Demzufolge haben viele Menschen ein großes Interesse am Verbreiten von Panik.
Denn Menschen neigen dazu aus Angst in die Fonds der Crash-Propheten zu investieren. Genauso wie in das Gold der Goldhändler, die ebenfalls an der Panik von Menschen mitverdienen. Am Ende ist das Spiel mit der Angst nicht neu und deswegen so alt wie die Menschheit selbst. Wir Menschen reagieren einfach auf negative Nachrichten viel stärker als auf positive. Durch das Spiel mit der Angst ist einem die Aufmerksamkeit der Menschen sicher. Wichtig dabei ist, sich dadurch in seiner Geldanlage NICHT verunsichern zu lassen.
Fazit: Wer an der Börse erfolgreich sein will, der muss über den Tellerrand hinausschauen
Obwohl die meisten Aussagen von Kostolany mittlerweile mehr als 30 Jahre alt sind, sind sie heute aktueller denn je. Die weltweite Wirtschaft hat sich weiterentwickelt, der Markt ist größer und trotzdem funktioniert das Grundsystem nach denselben Prinzipien, wie zu Kostolanys Zeiten.
Nach wie vor scheint sich eine Sache besonders zu rentieren. Und das ist die Geduld. Hier nämlich machen viele Kleinanleger den Fehler und begrenzen ihr Potenzial durch Angstverkäufe oder weil sie das schnelle Geld sehen. Wer ein gutes Gespür und die Wirtschaft im Blick hat, der muss nur etwas fantasievoll sein und an seine Idee glauben.