Das passiert JETZT mit ETFs am Allzeithoch!

Das passiert JETZT mit ETFs am Allzeithoch!

Im Jahr 2017 hat Jack Bogle ein interessantes Interview gegeben. Darin teilt er seine Erfahrungen, wie Anleger sich in einem überhitzten Markt verhalten sollten. Auf die 6 Hauptaussagen aus diesem Interview gehen wir in diesem Artikel etwas näher ein.

Doch zuerst ein paar Sachen zu seiner Person: Jack Bogle gilt als Erfinder des Indexfonds für Privatanleger. Damit legte er den Grundstein für die heute so beliebten und auf der Börse gehandelten Indexfonds, besser bekannt als ETFs. Als Gründer der Vanguard Group machte er das Investieren für die breite Masse in den USA so günstig und einfach, wie nie zuvor. Laut Warren Buffett hatte Jack Bogle, der Anfang 2019 verstarb, mehr für Privatanleger getan als jeder andere aus der Finanzbranche vor ihm. 

ETFs am Allzeithoch

Auch wenn das Interview 2017 stattgefunden hat, es ist heute aktueller denn je. Denn damals wie heute stehen wir bei den breit gestreuten Indexfonds am Allzeithoch. Deshalb lassen sich auch seine Hinweise von damals sehr gut auf heute übertragen.

1. Überbewerteter Markt

Wenn ein Aktienmarkt überbewertet ist, dann gibt es laut Jack Bogle zwei Möglichkeiten: Entweder es gibt eine lange Zeit mit sehr geringen Renditen unter dem langjährigen Durchschnitt. Also keine 6, 7 oder 8 Prozent, sondern eher 2 oder 3 Prozent. Die andere Option wäre ein starker Einbruch von 40 bis 50 Prozent, wodurch die Überbewertung im Aktienmarkt komplett bereinigt wird. 

Und nach solch einem Crash gibt es wieder naturgemäß höhere Renditen für die nächsten Jahre. Diese können dann auch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt liegen. Dieser langjährige Durchschnitt lag beim amerikanischen S&P 500 Index bei ca. 10 Prozent. Beim MSCI World, der gerade in Deutschland sehr beliebt ist, lag die Rendite seit 1970 bei ca. 7 Prozent.

2. Hohe Renditen = glückliche Anleger

Jack Bogle’s Theorie, warum die klassischen aktiv gemanagten Fonds gegenüber ETFs so beliebt waren, ist darin begründet, dass es unfassbar hohe Renditen in der Vergangenheit gab. Im Durchschnitt schneiden aktiv gemanagte Fonds deutlich schlechter ab, als ein breit gestreuter ETF. Wenn ein Markt aber über lange Zeit nach oben tendiert und der aktive Fonds dadurch gute Renditen einfährt, dann interessiert die Anleger weniger, ob ein ETF jetzt etwas besser abgeschnitten hätte. Denn sie profitierten trotzdem von einem Markt der sich stark entwickelt hat. Ob Jetzt 10% Rendite mit dem ETF oder 8% Rendite mit dem aktiven Fonds, das interessiert den Anleger nicht. Denn mit 8% ist er bereits glücklich.

Natürlich gibt es auch aktive Fonds, die einen ETF über lange Zeit schlagen. Nur diese zu finden ist wohl genauso schwierig wie selbst die Top-Aktien auszuwählen, die dann den Markt schlagen.

3. Erwarte keine Wunder

In anderen Worten „Trees don’t grow to the sky“. Gerade für Anleger, die während dem Pandemiecrash 2020 zur Börse gekommen sind, ist diese Lektion Gold wert. Denn dass man innerhalb von fünf bis sechs Monaten 50, 60 oder 100 Prozent Rendite macht, kommt nicht jedes Jahr vor. 

Die Erwartungshaltung ist also gerade dann bei vielen neuen Aktionären hoch, wenn sie es nicht anders kennen. Und da der Aktienmarkt seit März 2020 nur nach oben ging, ist es für einige Anleger schwer vorstellbar, dass es auch mal drei Jahre seitwärts gehen kann.

Deswegen ist man mit einer Erwartungshaltung von 7 bis 10 Prozent bei einem ETF gut bedient. Wenn die Rendite höher ausfällt, dann umso besser. Aber grundsätzlich gilt: Wer breit gestreut in die Weltwirtschaft investiert, sollte nicht mit 50 Prozent Rendite jedes Jahr rechnen.

4. Zwei Arten von Renditen

John Bogle teilt den Aktienmarkt in zwei Arten von Renditen. 

Investment-Renditen

Diese setzen sich zusammen aus den Dividenden der Unternehmen und aus dem Gewinnpotenzial der Zukunft. Bei den Dividenden haben wir um die zwei Prozent Rendite im Durchschnitt über alle Unternehmen verteilt. Wenn wir den beliebten MSCI World ETF anschauen, dann passt das auch ungefähr. Hier liegt die Dividendenrendite seit 1970 sogar bei 2,9 Prozent. Zu den ca. 2 Prozent Dividenden kommen noch mal 5 Prozent Rendite über jährliche Gewinnzuwächse der Unternehmen. 

Denn wir wissen: Nicht jedes Unternehmen, das Gewinne erzielt, schüttet diese auch in Form von Dividenden aus. Zusammengenommen kommen wir auf ca. 7 Prozent Investment-Rendite. 2% stammen aus den Dividenden und 5% aus dem Gewinnpotenzial, also aus den Erwartungen an die zukünftigen Gewinne eines Unternehmens. Bogle zieht in seiner konservativen Schätzung einen Prozentpunkt ab und erwartet langfristig 6% Investment-Rendite.

Spekulative Renditen

Den Investment-Renditen stehen die spekulativen Renditen gegenüber. Und diese beziehen sich allgemein auf die Bewertung der Unternehmen in einem Aktienmarkt. Das Schöne, diese spekulativen Renditen kann man einfach messen, wenn man sich die Unterschiede im KGV, also dem Kurs-Gewinn-Verhältnis der Unternehmen über die verschiedenen Jahrzehnte anschaut.

So waren die Kurs-Gewinn-Verhältnisse in den 1970er Jahren beim S&P 500 extrem günstig mit unter 10. Heute stehen wir bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für den Markt S&P 500 von über 34. Das heißt, Aktien sind über dreimal so hoch bewertet wie noch in den 1970er Jahren. Gleichzeitig hat dieses hohe Bewertungsniveau natürlich auch mit der aktuellen Niedrigzinsphase zu tun. Denn aktuell gibt es einfach wenig Alternativen zum Aktienmarkt, wodurch hier einfach viel mehr Geld reinfließt. 

In den 1970er Jahren hatten wir dagegen Zinssätze in den USA zwischen sieben und elf Prozent. Das machte Aktien weniger interessant, da man ohne Schwankungsrisiko hohe Renditen mit Anleihen erzielen konnte. Kernaussage ist hier aber, wenn sich Bewertungsniveaus nach oben verschieben, dann sind das spekulative Renditen. Diese kommen dann zusätzlich zu den Investment-Renditen dazu. Gleichzeitig bedeutet das auch, dass es spekulative Verluste gibt. Denn sollten wir ein höheres Zinsniveau bekommen, dann wäre es gut möglich, dass die Bewertungsniveaus wieder sinken und die Aktienmärkte nach unten korrigieren.

5. Keiner kann den Markt vorhersagen

Langfristig gibt es eine hohe Korrelation der Vorhersagen von John Bogle und den tatsächlichen Aktienmarkt-Renditen. Von seinen 15 Vorhersagen für einen 10 Jahres Zeitraum war seine erste 1990 die schwächste. Auch wenn hier wichtig zu erwähnen ist, dass das Wort Vorhersage problematisch ist. Vorallem in Bezug auf Aktien, denn keiner kann den Markt mit absoluter Sicherheit vorhersagen. 

John Bogle probierte es trotzdem und schätzte Anfang der 90er für das ganze Jahrzehnt eine Rendite von elf Prozent. Aufgrund der Dotcom-Blase waren es dann aber 18 Prozent. Hier gab es also viel spekulative Rendite. Bis zum Jahr 2003 hatte sich das Ganze wieder relativiert und es waren dann seine prognostizierten 11 Prozent pro Jahr. 

Tendenziell gilt aber: Der Aktienmarkt orientiert sich langfristig nach oben. Und hier geht es darum, dass Privatanleger ein realistisches Gefühl für zukünftige Renditen bekommen. Es sind also gute Anhaltspunkte, um die eigene Erwartungshaltung anzupassen.

Wird es eine Rückkehr zu den alten Mittelwerten der KGVs geben?

Wie gesagt, keiner kann exakt den Markt vorhersagen. Deshalb bleibt abzuwarten, ob wir zu den alten KGV-Werten aus den 70ern und 80ern zurückkehren, die bei 10 oder 15 lagen oder ob diese hohe Bewertung im Gesamtmarkt von über 30 in den nächsten Jahrzehnten andauern wird.

Jack Bogle glaubte nicht daran, dass sich diese hohen KGVs lange halten werden. Ausgehend vom Interviewzeitpunkt 2017 ging er für die nächsten zehn Jahre, sprich bis 2027 von durchschnittlich 4 Prozent Rendite pro Jahr aus. Seine Prognosen lagen also deutlich unter den langjährigen Durchschnittsrenditen des S&P 500. Jetzt haben wir vier Jahre später nochmals deutlich höher bewertete Aktienmärkte. Das heißt, diese 4 Prozent Rendite für die nächsten 10 Jahre müssten weiter nach unten angepasst werden. 

Sind KGVs jenseits der 30 die neue Norm? Die Zeit wird es zeigen.

6. Gehe niemals aus dem Aktienmarkt raus

Ein Sprichwort sagt: „Wer die Aktie nicht hat, wenn sie fallen, der hat sie auch nicht, wenn sie steigen.“

Trotzdem sagte Bogle auch selbst, dass man seinen Anteil an Aktien durchaus flexibel halten kann. Wem zum Beispiel eine Aktienquote von 100 Prozent zu viel ist oder wer den Aktienmarkt als aktuell zu teuer erachtet, der kann 25 Prozent in Aktien investieren. Der Rest also 75% kann dann auf das Tagesgeldkonto fließen. Leider lohnt sich das Tagesgeldkonto aktuell in Deutschland kaum – Renditen um die 0% sind der Standard. 

Fazit: Es bleibt spannend.

Keiner kann sagen, wie die Zukunft auf dem Markt ausschaut und auch legendäre Investoren oder erfolgreiche Anleger wie Jack Bogle lagen mit ihren Prognosen in der Vergangenheit falsch. Trotzdem kannst du von solchen Persönlichkeiten immer gutes Wissen für dich selbst herausnehmen und für die Zukunft verwerten. Lerne von den Besten, auch von ihren Fehlern. Und gerade in so mehr oder weniger unberechenbaren Zeiten, wie heute, ist der Rat von erfolgreichen Investoren zumindest ein Ansatz, mit dem du dir deine eigene Meinung bilden und dann hoffentlich auch die richtigen Investitionsentscheidungen treffen kannst.

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