Der Unternehmer und Investor Warren Buffett erklärt in einem Interview, wie er Aktien bewertet. Zuerst sieht er sich das Unternehmen genau an, versucht anschließend es zu bewerten und sieht sich dann den Preis an. Wenn der Preis des Unternehmens deutlich niedriger ist als seine Bewertung, kauft er die Aktie. In diesem Video zeige ich dir, wie auch du Unternehmen bewerten kannst. Dabei verzichte ich auf das langweilige Lesen von Analyseberichten.
Das Wichtigste in Kürze:
- Um Unternehmen realistisch einschätzen zu können, sind keine langen Analyseberichte nötig
- 6 einfache Kriterien können dir helfen, dir einen guten Überblick über das Unternehmen zu machen
- Die Plattform simplywallstreet bietet einen Überblick über die Daten und wichtige Kriterien zur Einschätzung
Diese 6 Kriterien musst du kennen
Mithilfe von 6 einfachen Kriterien, kannst auch du lernen, einen Konzern einzuschätzen. Diese Kriterien wurden auch von Warren Buffett in seiner bekanntesten Aktienanalyse benutzt, um die Aktien mit den besten Chancen zu finden.
- Unternehmen brauchen einen sogenannten „Burggraben“. Darunter kann man sich einen langfristigen Wettbewerbsvorteil vorstellen. Dieser sorgt dafür, dass die Firma einen Vorteil gegenüber anderer Konkurrenten hat.
- Wichtig zu wissen ist, ob der Konzern deiner Wahl derzeit aktuell günstig oder zumindest fair bewertet ist. Dafür ist es praktisch, die derzeitige Bewertung des Unternehmens zu kennen.
- Zur weiteren realistischen Einschätzung werden die Prognosen für die Zukunft herangezogen. Du solltest einschätzen können, welche Gewinne das Unternehmen zukünftig einfahren kann.
- Der vierte Punkt umfasst die Wertentwicklung der Firma. Dafür solltest du dir die Wertentwicklung der Vergangenheit ansehen, um daraus schließen zu können, was das Unternehmen bereits geleistet hat. Gibt es kontinuierliche Gewinnsteigerungen?
- Auch überprüft werden muss die finanzielle Situation des Konzerns. Dafür solltest du wissen, ob das Unternehmen gesund wirtschaftet oder hoch verschuldet ist.
- Der sechste Punkt handelt von der Geschäftsführung: Geht das Interesse der Geschäftsführung in die gleiche Richtung wie das der Aktionäre?
So analysierst du Aktien leicht und schnell
Für die Analyse basierend auf den oben erwähnten Daten, verwende ich die Webseite „simplywall.st“. Auf dieser Plattform kannst du jedes börsennotierte Unternehmen der Welt analysieren. Mit der Anmeldung über den folgenden Link kannst du die Seite 14 Tage lang komplett kostenlos testen. https://simplywall.st/plans?via=leaninvest
1. Analyse des Burggrabens
Eine solche Analyse, basierend auf den 6 Faktoren, möchte ich anhand des Unternehmens Alphabet beispielhaft aufzeigen. Alphabet macht ca. 60 Prozent seiner Einnahmen mit der größten Suchmaschine der Welt: Google. Zusätzlich kommen ca. 11 Prozent durch die meistbesuchte Videoplattform YouTube. Es kommen Einnahmen durch das eigene Smartphone-Betriebssystem Android dazu, bei dem sie ca. 70 Prozent Marktanteil haben.
Gut zu wissen:
Die Frage ist, ob dieses Unternehmen einen starken Burggraben gegenüber der Konkurrenz hat. In der Unternehmensübersicht auf simplywall.st können die größten Konkurrenten von Alphabet gesehen werden. Dazu gehören Amazon, Apple, Meta und Microsoft.
Hat Google Konkurrenz mit der Suchmaschine? Google ist weltweiter Marktführer mit deutlichen 64,74 Prozent bei der Nutzung mit dem PC. Dahinter liegen Baidu und Bing mit jeweils 17,66 Prozent und 14,07 Prozent. Mobil ist es sogar noch deutlicher: Hier führt Google mit großem Abstand in Höhe von 85,76 Prozent.
YouTube hat derzeit 2,5 Milliarden aktive Nutzer, Tendenz steigend. Amazon kommt mit Prime auf 200 Millionen Kunden und mit Twitch auf 140 Millionen aktive Nutzer. Wenn man sich Android genauer vornimmt, kann man sehen, dass Google die eigenen Marktanteile in den letzten Jahren deutlich ausbauen konnte. Ebenfalls lässt sich erkennen, dass es eigentlich nur noch zwei Betriebssysteme gibt: Entweder Android oder iOS von Apple.
Achtung:
Die extreme Marktdominanz in den drei Bereichen Suchmaschine, Videoplattform und Betriebssysteme für Smartphones zeigen, dass Google einen starken Burggraben hat. Deswegen bekommt dieser Punkt einen deutlichen positiven Haken für den Konzern.
2. Bewertung von Alphabet
Als Orientierung nehme ich ein KGV von 50 als eine günstige Bewertung. Natürlich gibt es auch andere Faktoren, die eine Rolle spielen. Derzeit hat Alphabet ein KGV von 19,5 und ist günstiger bewertet als die Konkurrenten Amazon mit 52,6 und günstiger als Microsoft und Apple. Noch günstiger ist Meta mit einem KGV von 11,8.
Was mich noch mehr interessiert als der KGV, ist der sogenannte „faire Wert“. Simplywall zeigt mir eine Unterbewertung von 53 Prozent an. Auch ist es möglich, einzuschätzen, ob diese Beurteilung realistisch ist. Dafür zeigt die Plattform die discounted cashflow Rechnung für die nächsten 10 Jahre. Die Cashflows ergeben sich durch den Durchschnitt aller Analysten-Schätzungen. Damit kommen wir direkt zum nächsten Punkt, die Gewinn- und Umsatzwachstumsprognosen.
3. So achtest du auf Prognosen
Für das Jahr 2022 schätzen Analysten einen Cashflow von knapp 74 Milliarden Dollar. Im Jahr 2024 betragen die Schätzungen bereits 102 Milliarden Dollar und im Jahr 2032 wird ein Cashflow von 184 Milliarden Dollar prognostiziert. Das prognostizierte jährliche Gewinnwachstum beträgt 14,1 Prozent. Ist das realistisch? Dabei hilft Punkt Nummer 4.
4. Wertentwicklung in der Vergangenheit
In einem Track-Record kann man chronologisch die Erfolge und Misserfolge von getätigten Investments der Unternehmen einsehen. Hier kannst du einschätzen, ob man dem Unternehmen vertrauen kann und ein Wachstum von 14 Prozent realistisch ist.
Das Diagramm zeigt, dass in der Vergangenheit die Linien für Cashflow und Gewinne in den letzten Jahren immer auf einem ähnlichen Level waren. In den letzten Jahren konnte der Konzern die Gewinne von 20 Milliarden im Jahr 2016 bis auf 69 Milliarden im Jahr 2022 steigern. So beträgt der Cashflow innerhalb von 6 Jahren das 3,5-Fache.
Unternehmen können nicht bis ins Unendliche wachsen, irgendwann tritt ein verlangsamtes Wachstum ein. Dennoch ist es für mich realistisch, dass Alphabet weiterhin große Gewinne einfährt und das Unternehmen noch wertvoller wird.
Gut zu wissen:
Die Unterbewertung von 53 Prozent sagt uns, dass der faire Wert von Alphabet nicht bei 2.207 Dollar liegt, sondern bei ca. 4.730 Dollar. Damit haben wir ein Aufwärtspotenzial von 110 Prozent. Das ist wichtig, weil wir bei jedem Investment eine Sicherheitsmarge haben wollen.
5. Finanzielle Stabilität des Unternehmens
Der nächste Punkt behandelt die finanzielle Gesundheit des Konzerns. Alphabet erfüllt hier 5 von 6 Kriterien, die simplywallstreet verwendet. Die Verbindlichkeiten können im Vergleich zu den Vermögenswerten betrachtet werden: Sichtbar ist, dass die Verbindlichkeiten deutlich geringer ausfallen.
Alphabet hat bei einem Eigenkapital von 254 Milliarden USD nur 13 Milliarden Dollar Schulden, was bei diesen Summen verschwindend wenig ist. Das Verhältnis von Schulden ist in den letzten Jahren von 2,4 Prozent auf 5,1 Prozent gestiegen. Auch die Bilanz ist sauber. Beeindruckend sind die Cash-Position und die kurzfristigen Anlagen. Von mir gibt’s hier 5 von 5 Sternen, besser kann ein Unternehmen nicht aufgestellt sein.
6. Deshalb musst du dich über die Geschäftsführung informieren
Ich lege viel Wert auf Eigentümer geführte Unternehmen, da hier die Interessen der Aktionäre und der Geschäftsführung in dieselbe Richtung gehen. Solche Firmen machen schon lange Überrenditen, da sie wollen, dass ihr Unternehmen langfristig am Aktienmarkt erfolgreich ist.
Gut zu wissen:
Zu diesem Thema kann ich das Buch „The Outsiders“ empfehlen. Es werden 8 Unternehmenseigentümer vorgestellt, deren Aktienrenditen 20-mal höher war, als die des S&P 500. Einer dieser Geschäftsleute ist Warren Buffett.
Bei der Geschäftsführung von Alphabet sehen wir den aktuellen CEO Sundar Pichai, der 6 Millionen USD im Jahr verdient. Zusätzlich hat er Anteile von Alphabet im Wert von knapp 260 Millionen Dollar.
Fazit: Einfache Aktienanalyse basierend auf 6 unterschiedlichen Aspekten
Mithilfe der 6 erwähnten Punkte wie Burggraben, Bewertung, Prognose, Wertentwicklung, finanzielle Stabilität und Geschäftsführung kannst du ein Unternehmen realistisch einschätzen. Das Tool simplywallstreet hilft bei, diese Daten zu analysieren und bietet einen einfach verständlichen Überblick.
In unserem Beispiel haben wir dafür den Konzern Alphabet verwendet. Wer eine Aktie mit Burggraben und einer Sicherheitsmarge von 53 Prozent haben möchte, ist bei Alphabet genau richtig. Das Unternehmen fährt große Gewinne ein, entwickelte sich in der Vergangenheit sehr gut und hat einen CEO, der selbst große Anteile der Firma besitzt.