In einem Vortrag spricht Warren Buffett über 3 Dinge, die heute aktueller denn je sind: Dazu gehören entscheidende Fehler, die Investoren bei fallenden Aktienkursen machen und wie lange Aktien irrationale Kurse haben können. Mit irrationalen Kursen ist eine starke Über- oder Unterbewertung gemeint. Zudem verrät Buffett, bei welchen Zahlen eine Aktie für ihn fair bewertet ist.
Das Wichtigste in Kürze:
- Viele Anleger orientieren sich nur an der Vergangenheit, anstatt in die Zukunft zu schauen und verpassen große Chancen.
- Wer sich von seinen Emotionen leiten lässt, lässt sich von anderen beeinflussen und trifft irrationale Entscheidungen.
- Anhand von objektiven Zahlen, kann der Wert eines Unternehmens bestimmt werden.
Warum sich Anleger nicht an der Vergangenheit orientieren sollten
Auch Investoren sind nur Menschen und verhalten sich dementsprechend: Während Bullenmärkten werden sie sehr enthusiastisch und wollen ihre Gewinne weiter erhöhen. Dafür nehmen sie sich vor, immer mehr Geld zu verdienen als sie im letzten Jahr verdient haben. Oder sie sagen sich, dass die den Absprung im letzten Jahr verpasst haben, aber der viel dümmere Nachbar konnte eine Menge Geld verdienen. Deshalb wird sich dieses Jahr etwas ändern.
Generell schauen die Menschen immer in den Rückspiegel und in die Vergangenheit. Und wenn sie dann sehen, dass viele im letzten Jahr eine Menge Geld machen konnten, stürzen sie sich auf den Aktienmarkt. Wenn ein Jahr dagegen nicht so gut lief, sagen sie sich, der Aktienmarkt sei ein lausiger Ort und halten sich davon fern. Leider ist es ihnen egal, was im eigentlichen Geschäft, das hinter der Aktie steht, vor sich geht.
Achtung:
Hiermit spricht Buffett einen der größten Fehler an, die Menschen machen, die frisch an den Aktienmarkt kommen: Sie sehen immer nur in die Vergangenheit. Nur weil eine Aktie im letzten Jahrzehnt gut performt hat, heißt das nicht, dass es in der Zukunft so weitergeht. Das gilt natürlich auch auf ETF-Ebene: Nur weil der Nasdaq 100 in den letzten Jahren die anderen Indizes outperformt hat, heißt es nicht, dass er das auch weiterhin tun wird.
In seiner eigenen Philosophie hat Buffett das antizyklische Handeln tief verinnerlicht. Wenn alle Tech-Aktien stark fallen, werden sie für ihn umso interessanter. Natürlich könnten diese Aktien zuerst weiter fallen, aber es geht um den Kursverlauf in der Zukunft.
Warum Menschen lernen sollten, ihre Emotionen zu kontrollieren
Buffett hat selbst viele Jahrzehnte als Investor miterlebt, er redete auch von der Zeit des Stillstandes von 1965 bis 1982, ganze 17 Jahre lang. Im Jahr 1979 schrieb er einen Artikel für die bekannte Zeitschrift Forbes. Es ging darum, wie es sein konnte, dass im Jahr 1970 Rentenfonds 100 Prozent ihres neu gewonnen Geldes in Aktien anlegten. Sie liehen sich sogar Geld, um weitere Aktien zu kaufen.
Sie alle waren von Aktien begeistert. In den folgenden Jahren wurden diese sogar günstiger. 1978 investierten Rentenfonds nur noch 9 Prozent ihres Kapitals in Aktien, was zu dieser Zeit ein Negativrekord war, obwohl die Aktien sogar günstiger waren. Diese Phänomene, die Buffett anspricht, sind auch heute noch zu sehen. Menschen sind ängstlich, wenn sie gierig sein sollten und sind gierig, wenn sie ängstlich sein sollten.
Gut zu wissen:
Menschen verhalten sich merkwürdig, wenn es um Reaktionen an der Börse geht. Sie werden euphorisch, wenn andere es auch werden. Sie werden aber auch gierig und ängstlich, wenn andere es werden. So wird das auch in der Zukunft sein. Wer es schafft, objektiv zu bleiben und die Emotionen von denen der Masse abzukoppeln, der kann sehr viel Geld machen. Um erfolgreich am Aktienmarkt zu sein, braucht es in erster Linie die richtige Einstellung, nicht nur Intelligenz.
Das erlebte Buffett als Aktien-Verkäufer
Im Jahr 1950 fing Buffett an und ging durch die einzelnen Aktien. Er fand Aktien, die für ihren 2-fachen Gewinn gehandelt wurden. Es handelte sich um anständige Unternehmen, für die die Leute arbeiten wollten. Die Menschen wussten, dass es diese Firmen auch in einigen Jahren noch geben wird. Trotzdem wollten die Anleger sie nicht kaufen, obwohl die Bewertung recht günstig war. Das war zu Zeiten, in denen die Zinssätze 2,5 Prozent betrugen.
Mit 21 Jahren fing Buffett damals an, Aktien zu verkaufen. Eine Lebensversicherungsgesellschaft aus Kansas City war ein bekanntes Unternehmen in Omaha. Sie verkauften Lebensversicherungspolicen mit einer Verzinsung von 2 Prozent. Die Aktien derselben Versicherungsgesellschaft Kansas City Life wurde damals für weniger als das 3-fache des Unternehmensgewinns gehandelt. Der Anleger bekam also 35 Prozent, wenn er die Aktie kaufte. Die Stabilität des Unternehmens stand hierbei außer Frage.
Somit ging Buffett zum örtlichen Versicherungsvertreter von Kansas City Life, weil er sich sicher war, ihm ein paar Aktien verkaufen zu können. Er war sich sicher, dass dieser Mann es verstehen würde, schließlich investierte er sein ganzes Leben in die Firma und arbeitete für sie. Buffetts Familie arbeitete zudem schon seit 20 Jahren mit ihm zusammen.
Buffett erklärte ihm, dass er sich in der Firma einkaufen könnte, für die er Versicherungspolicen für 2 Prozent verkaufte. Somit könne auch er von der Zukunft profitieren, von dem wiederum seine Käufer abhingen. Doch er interessierte sich nicht für die Aktien und so merkte Buffett, dass sich die Menschen generell nicht für den Aktienmarkt interessierten.
Die Rendite von 35 Prozent errechnete sich folgendermaßen:
- Wichtig ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 3 der Firma Kansas City Life.
- Die aktuellen Jahresgewinne der Firma werden also mit der Zahl 3 multipliziert, was den Firmenwert ergibt.
- Mit diesem Wert wird das Unternehmen an der Börse gehandelt.
- Diese Rendite ist nur gedanklich, sollte sich aber über die Jahre über Dividenden und Kursgewinne einstellen, wenn das Unternehmen weiterhin solide Gewinne macht.
Achtung:
Das Absurde an dieser Situation ist es, dass der Versicherungsvertreter seinen Kunden Versicherungsverträge aufschwatzt, die 2 Prozent geben. Selbst wollte er allerdings nicht in das Unternehmen investieren, für das er arbeitete und von dem er eine Rendite von 35 Prozent im Jahr erwarten konnte.
So achten Anleger auf eine faire Bewertung
Ähnliches passierte im Jahr 1964, als der Dow Jones bei 864 Punkten schloss. Ende 1981, 17 Jahre später, schloss er bei 865 Punkten, gerade einmal 1 Punkt mehr. Das ist keine große Bewegung. Buffett betonte, dass sich niemand vorstellen kann, wie entmutigt die Menschen damals waren. Aktienkurse können über lange Zeit bei bestimmten Werten stehen bleiben, die irrational sind. Langfristig gesehen werden die irrationalen Aspekte aber zu einem Ende kommen.
Dazu gehört auch die Internet-Sache in den 90ern, als es viele Unternehmen gab, die für Milliarden Dollar verkauft wurden, die aber keine Aussicht hatten, überhaupt Geld zu verdienen. Es handelte sich um eine Blase. Auch Herbert Stein sagte einmal, dass alles, was nicht ewig weitergehen kann, auch ein Ende finden wird. Darüber sollte jeder Investor nachdenken, wenn er das nächste Mal eine Aktie kaufen möchte, nur weil sie gestiegen ist.
Beispiel:
Anleger müssen sich in Ruhe hinsetzen und objektiv nachdenken. Dazu gehört auch der Gedanke, ob jemand theoretisch ein ganzes Unternehmen kaufen würde. Nimmt man beispielsweise ein Internet-Unternehmen mit 100 Millionen Aktien, die je für 100 Dollar verkauft werden, das sind insgesamt 10 Milliarden Dollar. Ist das Unternehmen 10 Milliarden Dollar wert? Wenn es 10 Milliarden Dollar wert ist, muss es im darauffolgenden Jahr 700 bis 800 Millionen Dollar Gewinn erbringen. Umgerechnet würde das ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 ergeben.
Fazit: Vermögen durch Vermeidung von typischen Fehlern
Wer typische Fehler am Aktienmarkt vermeiden kann, kann sich ein Vermögen aufbauen. Zu den typischen Fehlern gehört, dass sich neue Anleger nur an der Vergangenheit orientieren. Wenn eine bestimmte Aktie im letzten Jahr gut gelaufen ist, gehen sie davon aus, dass sie auch in den nächsten Jahren steigen wird. Das kann allerdings niemand vorhersehen und deswegen sollte man sich auf objektive Daten beziehen, nicht auf den Verlauf der letzten Jahre.
Auch das Kontrollieren der eigenen Emotionen ist wichtig. Viele Anleger handeln irrational und lassen sich von Euphorie oder Panik mitziehen. Sie werden ängstlich, wenn sie eigentlich kaufen sollten und umgekehrt. Es gibt immer wieder bestimmte Zeiten, in denen Aktien beliebter oder weniger beliebt sind als in den vorherigen Jahren. Menschen orientieren sich oft an der Vergangenheit, anstatt langfristig zu investieren.
Für eine objektive Bewertung ist neben bestimmten Kennzahlen auch die Frage wichtig, ob jemand das Unternehmen, in das er investieren möchte, auch vollständig kaufen würde. Dazu lässt sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis berechnen. Buffett findet, dass ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 fair ist und die Aktie gut bewertet ist.